Barrierefreiheit & Inklusion

Barrierefreiheit und Inklusion

Alle gehören dazu
Die Frau im Rollstuhl, der Mann mit dem Blindenstock, der ältere Herr mit dem Hörgerät - allen ist gemeinsam, dass sie verschiedensten Barrieren ausgesetzt sind. Das kann eine Bordsteinkante sein, genauso aber auch verunsicherte Mitmenschen, die nicht wissen, wie sie einem Blinden den Weg erklären sollen. Was wenige wissen: Nur 2 Prozent aller Menschen werden mit einer Behinderung geboren. Die meisten der rund 7,5 Millionen Deutschen mit einer Schwerbehinderung erwerben diese durch Unfall oder Krankheit im Laufe ihres Lebens. 

Patientinnen und Patienten mit Behinderung oder Einschränkungen sollen sich in unserer Klinik und unserem Reha-Zentrum optimal versorgt und möglichst wohl fühlen. Dabei spielt Barrierefreiheit gerade im Gesundheitswesen eine wesentliche Rolle – damit „behindert sein“ nicht automatisch heißt „behindert werden“.

Um die Inklusion im klinischen Alltag voranzubringen, haben wir uns einiges vorgenommen: z. B. regelmäßige Schulungen für unsere Mitarbeitenden und unseren Ehrenamtlichen Patientendienst, neue Leit- und Orientierungssysteme in allen Gebäuden oder ein individueller Begleitservice für sehbehinderte Menschen.

Sie können uns dabei helfen, dass Patienten mit Behinderung oder Einschränkungen in unseren Einrichtungen auch über die gute medizinische Behandlung hinaus bestens versorgt sind.

Aktuelle Projekte

Ein Krankenhausaufenthalt ist das Gegenteil von dem, was Menschen mit Behinderungen eigentlich benötigen: Stabilität im Alltag, gewohnte Strukturen und bekannte Betreuer.

Damit unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besonders sensibel auf die Bedürfnisse dieser Patientengruppe eingehen können, engagiert sich die DR. FRITZ ERLER STIFTUNG seit vielen Jahren für das Projekt „Fit für Inklusion“.

Initiiert durch den  PARITÄTISCHEN Mittelfranken treten bei diesem Projekt Menschen mit Behinderung als Experten in eigener Sache auf. Sie überprüfen unsere Einrichtungen auf Barrierefreiheit und entwickeln Maßnahmen zur Verbesserung. Darüber hinaus bietet das Projekt Schulungen für Mitarbeitende an, um sie für die Bedürfnisse der unterschiedlichsten Menschen zu sensibilisieren.

„Inklusion bedeutet Teilhabe für alle Menschen. Gerade im Gesundheitswesen sollte dies selbstverständlich sein. Aber alle Barrieren auf einen Schlag zu beseitigen, ist nicht möglich. Denn dazu fehlen — wie so oft im Gesundheitswesen — die finanziellen Mittel."

Markus Stark, Geschäftsführer DR. ERLER KLINIKEN

Mit Ihrer Unterstützung bleiben wir
"Fit für Inklusion"

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Eintauchen in einen Alltag voller Hindernisse

Projekt "Fit für Inklusion"

Plötzlich behindert: Pflegekräfte der Erler-Klinik, die sich an diesem Vormittag im Foyer für einen Inklusions- Workshop treffen, werden kalt erwischt. Per Los bekommen sie eine „Behinderung“ zugeteilt. Und dann heißt es: „Bitte kommen Sie in den Besprechungsraum im vierten Stock.“ Irritation macht sich breit. In den Köpfen fängt es an zu rattern. Den Weg kennen natürlich alle, aber wie gelangt man, bitte schön, mit dem Rollstuhl, mit Krücken oder mit verbundenen Augen „blind“ dorthin? Im Geiste gehen jetzt viele sicherlich die Strecke mal durch. Zum Glück gibt es ja den Aufzug. Aber tut sich für einen Rollstuhlfahrer vielleicht nicht doch irgendwo unterwegs noch eine Treppe, eine Steigung oder eine Engstelle als Hindernis auf? Der Lift befindet sich in etwa zwanzig Metern Entfernung rechts. Aber wie weiß jemand, der nichts sieht, wann zwanzig Meter erreicht sind?

Sprache als Barriere

Vielleicht wird in diesem Moment den Ersten klar, wie oft sie automatisch und ohne jedes weitere Nachdenken eine Wegbeschreibung an behinderte Patienten oder Besucher weitergegeben haben. Wobei es gar kein Handicap braucht, um an einer Barriere zu scheitern. Familien mit Kinderwagen sind genauso betroffen wie Senioren mit Rollator oder ein Patient, der seine Brille vergessen hat. Und wer die Sprache nicht richtig versteht, kämpft mit Hindernissen, die andere gar nicht sehen.

Die Erler-Mitarbeiter haben Glück. Denn sie bekommen für ihre Aufgabe „Experten in eigener Sache“ als Begleiter an die Seite gestellt — Betroffene, die tatsächlich sehbehindert sind, im Rollstuhl sitzen oder an Krücken gehen. Jeweils im Tandem machen sie sich gemeinsam auf den Weg in den vierten Stock. Das Eis beginnt zu brechen, immer wieder kommt Gelächter auf, wenn auf der kleinen Abenteuertour etwas hakt. Ist ja auch irgendwie komisch, dass zum Beispiel ein Blinder eine Erler-Mitarbeiterin mit verbundenen Augen durchs Haus führt und nicht umgekehrt.

Später, in der „Lebenden Bibliothek“, lassen sich die Experten quasi „ausleihen“ — für Fragen, oder besser gesagt: Antworten, jeglicher Art. Die Scheu der Pflegekräfte schwindet schnell, denn sie spüren, dass sie frei von der Leber weg fragen können. Einige räumen ein, dass sie bislang Hemmungen hatten, Menschen mit Behinderung anzusprechen — aus Angst, sich falsch zu verhalten.

Wie begrüße ich zum Beispiel einen sehbehinderten Menschen auf meiner Station? „Am besten, Sie fragen, wie er es gerne möchte“, kommt als Antwort zurück. Nicht einfach die Hand des Betroffenen packen und schütteln, sondern ihn ansprechen und warten, bis er die Hand zur Begrüßung ausstreckt. Bei Erklärungen macht Deuten natürlich keinen Sinn. Stattdessen könnte man anhand der Uhr eine Richtung verdeutlichen. Zum Beispiel beim Servieren des Mittagessens: „Auf drei Uhr liegen auf Ihrem Teller die Kartoffeln.“ Im Gespräch mit Rollstuhlfahrern lernen Pflegekräfte einen Aspekt kennen, über den sie vorher vielleicht noch nie nachgedacht haben. Ein Patient, der krankheitsbedingt vorübergehend auf einen Rollstuhl angewiesen ist, fühlt sich hilfsbedürftig und nimmt Unterstützung beim Umgang mit dem ungewohnten Gefährt meist gerne an. Ein Rollifahrer dagegen ist völlig selbstständig mit seinem Fortbewegungsmittel unterwegs und empfindet es vielleicht sogar als übergriffig, wenn ihn jemand einfach ungefragt herumschiebt.

Unbedingt miteinander reden — das ist ein wichtiges Fazit des Workshops, von dem Pflegekräfte wie auch die Experten in eigener Sache profitieren. Tina Jahns, Coach und Rollstuhlfahrerin, spürte die Unsicherheit ihrer Gesprächspartner: „Macht euch als Pflegepersonal nicht so viel Druck! Es ist auch meine Aufgabe, um Hilfe zu bitten, wenn ich welche brauche.“ So hat das Melanie Meier, stellvertretende Stationsleiterin, noch nie gesehen: „Man hat das Gefühl, man muss als Pflegekraft immer ahnen, was die Leute brauchen und wie man mit ihnen umgehen muss. Es ist schön zu hören, dass beide Seiten ihren Beitrag leisten können. Ich muss nicht immer helfen, sondern nur dann, wenn meine Hilfe gebraucht wird.“

Hilfreiche Klebepunkte

Ein weiterer Baustein des Projektes „Fit für Inklusion“ ist eine Begehung durch die „Experten in eigener Sache“. Dabei wurde in der Erler-Klinik zum Beispiel der Toiletteneingang mit dem Maßband vermessen und geprüft, ob die Bad-Armaturen auch für Rollstuhlfahrer gut erreichbar sind. Für sehbehinderte oder blinde Menschen wurden auf der Station „taktile Punkte“ verteilt — das sind Klebepunkte, mit deren Hilfe zum Beispiel die Tasten für die Fernbedienung des Fernsehers oder die Höhenverstellung des Bettes markiert werden.

Nach dem Behindertengleichstellungsgesetz sollen Einrichtungen kommunaler Träger barrierefrei gebaut werden. Die Erler-Klinik unterliegt als stiftungsgeführtes, freigemeinnütziges Krankenhaus diesen Auflagen nicht, macht sich aber freiwillig auf den Weg zu einer inklusiven Klinik.

Unsere gemeinsamen Erfolge

Viele ehrenamtliche Mitarbeiter und Förderer engagieren sich, um das Lebenswerk des Arztes und Klinikgründers Dr. med. Fritz Erler zu bewahren und weiterzuführen. Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen, die bereit sind, unsere Projekte zu unterstützen.

Ihre Hilfe trägt maßgeblich dazu bei, dass wir die Barrieren in unseren Einrichtungen für alle Menschen abbauen können und unser Personal regelmäßig sensibilisieren können.

Ausführliche Beschreibungen zu unseren letzten Hilfsprojekten im Bereich Barrierefreiheit und Inklusion finden Sie hier:

Leichtere Kommunikation mit schwerhörigen Menschen

Wir nutzen stationäre und mobile Schalterschleifen

Um die Kommunikation mit hörbehinderten Patienten technisch zu verbessern, wurden im Juni 2018 zwei stationäre Schalterschleifen montiert: Eine befindet sich am 24-Stunden-Schalter der Erler-Klinik, eine im Eingangsbereich des Reha-Zentrums am Kontumazgarten.
Darüber hinaus wurden auch zwei mobile Induktionsschleifen angeschafft, um an neuralgischen Punkten z.B. im Arztgespräch oder im Gespräch mit der Pflege eine eindeutige und unmissverständliche Kommunikation zu ermöglichen.

Diese technischen Geräte ermöglichen es, dass der Patient mit Hörgerät oder Cochlea-Implantat unsere Mitarbeiter akustisch absolut störungsfrei hören kann. Die Kosten für die stationären Schalterschleifen hat die Dr. Fritz Erler Stiftung aus Spendengeldern übernommen.

Weniger Sprachbarrieren in Notfallsituationen

Im März 2018 waren die Mitarbeiter der Notfallambulanz berufsübergreifend zu einem Work-Shop eingeladen, der sich speziell mit den Kommunikationsbarrieren bei gehörlosen/hörbehinderten Menschen befasste. Unter Anleitung der Seminarleiterin wurden zunächst erste Kompetenzen in der Gebärdensprache erworben. Im zweiten Teil konnten diese neuen Fähigkeiten an einem gehörlosen „Notfallpatienten“ geübt werden. Diese Schulungen sollen auch in der Zukunft fortgeführt werden. Herzlichen Dank an die Experten in eigener Sache und an alle, die bereit sind, sich für Inklusion zu begeistern und zu engagieren!

Wichtige Informationen in leichter Sprache

Schrift und Text können zum Beispiel für Menschen mit Lernproblematiken eine große Verständnisbarriere darstellen. Deshalb gibt es nun die wichtigsten Informationen rund um unser Krankenhaus in der Version der sogenannten „Leichten Sprache“ auf unserer Homepage.

Leichte Sprache bedeutet vor allem Barrierefreiheit für Menschen mit Lernschwierigkeiten. Aber auch für Menschen mit wenig Deutschkenntnissen oder Menschen mit geringen Lese- und Schreibkenntnissen sowie gehörlose Menschen profitieren enorm von dieser Form der Barrierefreiheit.

Unsere Seite wurde von capito/Berlin geprüft und mit einem entsprechenden Siegel versehen. Die Kosten dafür übernahm die Dr. Fritz Erler Stiftung, ermöglicht durch Spenden.
Vielen herzlichen Dank dafür!

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